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Tasting at Stony Brook Vineyards

Wo Passion auf Spitzenqualität trifft!

Craig_StonyBrook

Wenn ich in den Winelands rund um Kapstadt bin, führt kein Weg an →Stony Brook vorbei. Dieses verhältnismäßig kleine Weingut liegt ganz am Ende des Franschhoek Valleys, gut versteckt direkt am Fuße der Hottentots Mountains. Die Inhaberfamilie hat sich hier den Traum von einem eigenen Weingut und eigener Weingärten an einem Ort verwirklicht, wo zuvor eine Obstplantage stand. Mittlerweile bewirtschaften sie aber auch einige Weißweinlagen in der kühleren Elgin-Area. Stony Brook hat es zweifelsohne geschafft, ihr Portfolio stetig zu erweitern und gleichzeitig die Qualität kontinuierlich zu steigern.

StonyBrook_Tasting Ich hatte am 03.01. die Gelegenheit gemeinsam mit Craig (Wine Maker) und seiner Mutter (Inhaberin) den neuesten Jahrgang der exzellenten Weine zu verkosten. Craig ist nicht nur der „McDreamy“ Südafrikas, sondern auch einer der talentiertesten Winzer vom Kap. Obwohl die Weine bereits heute seine Handwerkskunst bestens widerspiegeln, darf man gespannt sein, was in den nächsten Jahren noch an Innovationen auf uns zukommt.

StonyBrook_TuerZum Teil ist es etwas schwierig die Qualität der Weine zu beurteilen, wenn sie sich noch sehr jugendlich sind. Leider ist es kaum einem Weingut vergönnt, größere Bestände älterer Jahrgänge zurückzustellen und die Weine auf ihrem Höhepunkt zur Verkostung anzubieten. Insbesondere trifft dies selbstredend auf die Rotweine –  namentlich Cuvées dominiert Cabernet Sauvignon – zu. Um es aber gleich vorweg zu nehmen, allen Roten zeigen ein sehr großes Alterungspotential und haben noch einige Jahre an Reifung vor sich. Alle probierten Weine sind es wert, hier einzeln betrachtet und bewertet zu werden (Preise gelten ab Hof).

Diese Weine sollten Sie probieren! Trotz der geringen Größe und produzierten Menge wird der Wein nach Deutschland exportiert. Eine mögliche Bezugsquelle ist →Vin Africa. Mehr Spaß macht es natürlich die Weine dort zu verkosten, wo sie hergestellt werden…


Weißweine:

  • 80 Punkte (gelungen): Sauvignon Blanc (R59) ~ 100% SB ~ 2012

Die Reben stammen aus Elgin, der kühleren, für qualitative Weißweine stehende Region. Ein frischer, jugendlicher Wein mit saftigen, rebsortentypischen Noten; aber nicht so überbordend wie es manchmal der Fall ist, wenn die Rebstöcke zu viel Wärme abbekommen haben. Ganz klare Stilistik, vielschichtig. Unglaublich, dass man für diesen Wein nur knapp 5,50€ zahlen muss.

  • 85 Punkte (sehr gelungen): The ‚J‘ (R75) ~ 40% Semillion, 35% Viognier, 25% Sauvignon Blanc; 11 Monate 2nd & 3rd fill Barrique ~ 2011

Einer meiner Favoriten! Die drei Rebsorten vereinigen sich in beinahe perfekter Art und Weise. Hier trägt jede Komponente ausschließlich nur ihre positivsten Seiten bei. Die Fassreife fügt noch eine weitere Dimension an sauberen aber zurückhaltenden Vanillearomen hinzu.

  • 87 Punkte (sehr gelungen): Ghost Gum White (R95 – White Bordeaux Blend) ~ 60% Semillion, 40% Sauvignon Blanc; 14 Monate 2nd fill Barriques ~ 2011

Der weiße Flagship-Wein des Hauses. Etwas weniger blumig als The ‚J‘, dafür klassischer oder besser gesagt französischer im Auftritt. Das Holz ist etwas subtiler und überläßt der Frucht mehr Raum. Die Komplexität und Länge des Weines ist wahrlich beeindruckend. Großes Kino!


Rotweine:

  • 86 Punkte (sehr gelungen): Syrah (R90) ~ 99% Syrah, 1% Mourvèdre; 1st & 2nd fill Barriques (14,5% Alk.) ~ 2009

Gewissermaßen der Einstiegswein unter den Roten. Die Aromatik zeigt sich typisch: Pfeffer, Schokolade, Rauch. Alles wunderbar klar und konzentriert. Meiner Meinung nach habe ich hier viel mehr Schokolade als bei dem Marketing-Wein „Chocolate Block“. Und hier muss ich nur die Hälfte dafür bezahlen.

  • 85 Punkte (sehr gelungen): SMV (R90) ~ 52% Syrah, 40% Mourvèdre, 8% Viognier; 2nd & 3rd fill Barriques ~ 2008

Zurzeit liegt es sehr im Trend, Weine im Rhône-Stil anzubieten; im Moment scheint das Bordeaux als Vorbild etwas abgeschlagen zu sein. Doch hier handelt sich nicht um den Versuch nur einem Trend zu folgen. Dieser Wein demonstriert, dass diese Rebsortenkombination mit Recht seit Jahrhunderten in Frankreich verwendet wird.

  • 90 Punkte (bemerkenswert): The Max (R95) ~ 45% Cabernet Sauvignon, 45% Merlot, 5% Malbec, 5% Petit Verdot; 27 Monate 1st & 2nd fill Barriques (14,5% Alk.) ~ 2009

StonyBrook_MaxEin Rotwein im Bordeaux-Stil der linken Seite (left bank), was mir meistens am besten gefällt. Klar etwas fleischiger und forscher kommt dieser Wein schon daher, wenn man als Maßstab seine Vorbilder nimmt. Hier in Südafrika muss man allerdings länger suchen, um ähnliches zu finden. Hier wurde gute Arbeit im Weinberg geleistet, um den Trauben genügend Zeit zur Reife zu ermöglichen. Die Tannine sind spürbar, aber sehr angenehm und auch für diesen Stil mehr als angemessen. Die mittelkräftige Säure macht ihn trotz des volumigen Körpers nicht zu einem Monster, von dem man bei wärmeren Tagen erschlagen wird. Während dem Genuss durchläuft man mehrere Geschmackswellen; jede anders. Faszinierend! Die Länge ist mehr als beeindruckend. Auch hier: Eindecken, liegen lassen, genießen, sterben 😉

PS: Der Namensgeber für diesen Wein ist das Hündchen der Familie:

Dog with a serious attitude, wine with a serious attitude

  • 86 Punkte (sehr gelungen): Snow Gum (R190) ~ 55% Malbec, 45% Mourvèdre; ~ 2009

Craig hat nur knapp ein Drittel Hektar unter Malbec stehen; den Ertrag beschränkt er auf 25hl/ha. Der Wein durfte 21 Tage auf den Schalen mazerieren, was ihm eine dunkle Farbe und eine immense Dichte verleiht. Auch hier wieder stark konzentrierte, klare, vielschichtige Aromen: fruchtig, beerig (dank Malbec), rauchig. Hat noch mindestens 10 Jahre vor sich.

  • 88 Punkte (sehr gelungen): Ghost Gum (R250) ~ 99% Cabernet Sauvignon, 1% Petit Verdot; 30 Monate 1st fill Barriques, Ertrag: 20hl/ha (14,5% Alk.) ~ 2008

Eine Schande, diesen Wein jetzt schon zu trinken. Er ist viel, viel zu jung, läßt aber bereits erahnen wo die Reise hingehen könnte. Deckt Euch ein mit  diesen Wein, und probiert ihn wieder in 5 bis 8 Jahren! Trotzdem zeigen sich die Tannine schon samtig und gut integriert, gleiches gilt für die Säure und den Alkohol.


Süßwein:

  • 84 Punkte (gelungen): „V on A“ (R110) ~ 100% Viognier; Restzucker: < 100g/L, Säure: 9,5 g/L ~ 2010

Einer der ersten Versuche von Craig, Dessertwein zu produzieren. Mit der Wahl der Rebsorte steht er in bester Tradition mit seinen Nachbarn und Kollegen. Allerdings mangelt es diesem Exemplar nicht an Säure, was den Wein sehr ausbalanciert erscheinen läßt. Die Aromen sind sehr intensiv und blumig. Man hat getrocknete Früchte, Aprikosen, Rosinen, etwas Orange; Botrytis war hier aber nicht im Spiel. Vielleicht versucht sich Craig auch mal an einen Sauternes-Stil, die Trauben dazu hätte er ja…

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